Am Anfang unserer Tour steht wie so oft die bange Frage wird das alles klappen was wir uns so ausgedacht haben. Wenn man als Familie reist ändern sich innerhalb von ein oder zwei Jahren immer wieder die Vorrausetzungen. Diesmal haben wir die Situation das unser 7-Jähriger alleine auf seinem 24“ Rad die Tour bewältigen will, und wie wird unser Vierbeiner mit der Situation zurechtkommen? Wegen ihm haben wir ein Jahr keine Tour unternommen damit er das “ Radfahren“ lernen kann.
Tag 1 Anreise nach Unteruhldingen
Wir reisen von Lippe nach Unteruhldingen. Haben im Voraus jemanden im Heft vom Dachgeber gefunden der es schafft 6 Personen und Hund aufzunehmen. Die Familie hilft uns eine Parkmöglichkeit für unseren Van mit Anhänger zu finden.
Tag 2 Unteruhldingen nach Gohren 42 km
Morgens werden wir von unserem Dachgeber zum Frühstück eingeladen und dann geht es endlich los, aber schon nach knapp einen Kilometer merken wir das es wie geplant nicht klappt. Unser ältester Sohn wollte den einen BoB ziehen kommt aber nicht klar, obwohl wir zu Haus einen Probelauf gemacht haben. Was bleibt uns übrig? Wir steuern unser Auto wieder an reduzieren das Gepäck etwas und meine Frau übernimmt das ziehen des einen Bob’s und bekommt durch die beiden Großen Entlastung beim Transport des Gepäcks. Nun klappt alles und es geht los. Als erstes schauen wir uns das Pfahlbautenmuseum in Unteruhldingen an danach starten wir wegen unserer Startschwierigkeiten durch nach Meersburg sehr Sehenswert wären dort das Alte und das Neue Schloss aber wir halten nur kurz weil der Himmel anfängt zuzuziehen und wir wollen es noch bis nach Gohren schaffen. Aber in Friederichshafen stellen wir uns in der Nähe des Zeppelinmuseums unter und hohlen uns aus der nächsten Pizzeria unseren Mittagsimbiss.Leider ist von einem Regenende nichts in Sicht so bleibt uns nur die Regenkleidung und wir machen uns zur Schlussetappe an diesem Tag auf. Wir stoppen noch kurz an der Kabelhängebrücke über der Argen für ein Foto und suchen dann unseren Zeltplatz auf. Tag 3 Regenpause
Das Tropfen auf unserer Zeltplane verheißt uns nichts gutes wir stecken den Kopf aus den Zelt um ihn gleich wieder enttäuscht zurück zu ziehen es Gallert in Strömen. Also entschließen wir uns heute an Ort und Stelle zu bleiben. Wie wir erfahren bietet der Campingplatz heute einen Besuch auf einem Bauernhof an mit anschließendem Melkunterricht und Probemelken. Dieses Angebot wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Die Kids sind begeistert als sie selbst Hand an die Euter legen dürfen und auch noch etwas heraus kommt.
Tag 4 Gohren nach Bregrenz 28 km
Das Wetter zeigt sich immer noch von seiner schlechten Seite es ist kalt und nass. Wir halten Familienrat ab und entschließen uns trotzdem weiter zu ziehen. Es steht die zweite Etappe an und wir steuern den Hafen von Lindau an mit dem Mangturm und der bekannten Hafeneinfahrt. Zum Glück gibt es Regenlöcher so dass wir keinen Dauerregen an diesem Tag haben.
Wir machen eine ausgiebige Mittagspause mit Brötchen vom Bäckerladen um die Ecke. Danach geht’s weiter nach Österreich. Auf der Strecke nach Bregrenz fahren wir sehr dicht am Bodensee lang zeitweise werden wir durch die Gischt vom Seitenwind nass gespritzt, als wenn das Wasser von oben nicht reichen würde. Wir sparen uns den Besuch der Seebühne und fahren direkt zum Campingplatz und bauen dort unser Zelt auf. Der Himmel reißt auf und wir entschließen uns dem Pfänder, dem Bregrenzer Hausberg einen Besuch ab zu statten. Aber schon bei der Auffahrt schließen sich die letzten Lücken in den Wolken als wir oben sind ist die Sicht gleich null also nehmen wir die nächste Gondel bergab und fahren zurück zum Zelt. Die Nacht wird ziemlich nass und stürmisch und am nächsten Morgen könnten wir im Vorzelt ein Fußbad nehmen, aber unsere überwiegend wasserdichten Packtaschen nehmen es nicht übel.
Tag 5 Bregrenz nach Altenrhein 24 km
Schon morgens fängt es wieder an zu regnen wir schaffen es gerade noch unser Zelt ein zu packen schon öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Am späten Vormittag zeigen sich endlich die ersten Wolkenlücken und es hört auf zu regnen. Es bleibt kalt aber ist trocken. Um Fußach gibt es erstmals Probleme mit der Beschilderung es ist alles etwas verwirrend aber nach genauem Kartenstudium und einem kleinen Umweg finden wir den richtigen Abzweig des Bodensee-Radwegs. Danach nehmen wir in Gaißau Anlauf auf die Grenze zwischen Schweiz und Österreich es gibt sogar eine extra Überfahrt für Radler über den Altenrhein ohne Passkontrolle. Jetzt sind wir nicht mehr im Euroland. Wir steuern den Campingplatz an und bekommen auf den letzten Metern wieder einen ordentlichen Regenguss ab. Wir bauen auf und lassen unser nasses Zeug trocknen. Unsere Söhne gehen auf Entdeckungstour und entdecken auf dem Platz einen unbeheizten Swimmingpool und schon werde ich mit Fragen bestürmt wann es denn wohl endlich ins Wasser geht, leider finde meine Argumente wegen der niedrigen Außentemperatur kein Gehör also geht es ab zum Pool zum abkühlen und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Die Gäste des nahegelegenen Campingplatzkaffees beäugen uns kritisch als wir ins Wasser springen und ziehen die Reißverschlüsse an ihren Pullis noch höher. Aber uns ist nach diesem Bad richtig warm.
Tag 6 Altenrhein nach Ruderboom 35 km
Dieser Abschnitt in der Schweiz bietet außer Aussichten auf den Bodensee wenige Highlights aber nach kurzer Fahrt am nächsten Morgen entdecken wir an der Straße ein Hundertwasserhaus und ich erkläre meinen Jungs kurz wer Hundertwasser war und was er gemacht hat.Auf unserer weiteren Reise treffen wir einen netten Schweizer Radfahrer der nach dem Von Wo und Wohin fragt er bringt uns fast direkt bis zum Campingplatz. Wir erledigen an diesem Nachmittag noch Einkäufe und kochen uns was Leckeres auf unseren Kochern und Grillen Würstchen. Heute wurde es langsam wärmer und Zwei unserer Jungs nehmen ein kurzes Bad im Bodensee der aber immer noch sehr kalt ist.
Tag 7 Ruderboom nach Mammern 34,5 km
Das Wetter zeigt sich heute von seiner besten Seite uns wird sogar in unserer kurzen Radkleidung heute ziemlich warm. Heute passieren wir Konstanz uns müssen zweimal die Grenze passieren. Eigentlich alles kein Problem wenn man alle Pässe dabei hat aber meiner ist unauffindbar. Wir lassen es einfach darauf ankommen und können die Grenze nach Deutschland ohne Passkontrolle passieren. Wir besichtigen den Hafen mit der Imperia Münster und nutzen das Wetter für ein kurzes Fotoshooting am Bodensee.
Unser Hund freut sich das er endlich ohne Verdeck fahren darf und lässt sich gerne den Wind um die Nase wehen.
Weiter geht es nach Steckborn aber trotz gründlicher Recherche im Internett das Hunde auf den Campingplatz erlaubt sind, weißt man uns ab also fahren weiter und sind auf der nächsten Zeltwiese ganz alleine und haben sogar eine Badeinsel.
Tag 8 Mammern > Rheinfall> Mammern 60 km
Heute wollen wir zum Rheinfall wir wissen das es nach unserer Karte 60 km oder weiter sein muss ich mache mir etwas sorgen ob unser 7-Jähriger so eine Streckenlänge schon packt aber heute fahren wir nur leicht beladen. Wenn es nicht klappt fährt ja rund um den Bodensee noch ein Zug den wir für den Rückweg auch nutzen könnten. Also machen wir uns auf den Weg. Der Hinweg ist gekennzeichnet von vielen Up’s und Down’s die unser 7-Jähriger locker wegsteckt aber der Papa ist in Stein am Rhein völligst am Ende und hat einen Hungerast trotz Nahrungszufuhr unterwegs. Also stürmen wir den nächsten Supermarkt und füllen unser leeres Nahrungsdepot wieder auf. Danach sind die letzten Berge kein Thema mehr und wir erreichen den schönsten Abfluss Europas den Rheinfall. Wir sind schwer beeindruckt von diesem grandiosen Naturschauspiel.
Danach machen wir uns auf den Rückweg und kommen alle gut zurück unserem Dritten sind die Strapazen des heutigen Tages kaum an zu merken. Er hat abends noch genug Power für ein ausgiebiges Bad im Bodensee.
Tag 9 Mammern nach Wangen 13 km
Heute wollen wir zurück nach Deutschland wir freuen uns weil die Schweiz zwar landschaftlich reizvoll aber nicht gerade günstig ist. Wir steuern die erstbeste Übernachtungsmöglichkeit mit Badestrand an und verbringen den Tag mit ausruhen und Baden.
Tag 10 Wangen nach Allensbach 33 km
Auch auf diesem Abschnitt wieder schlechte Beschilderung und was am ärgerlichsten ist sind die vielen knackigen Anstiege die auf der Karte nicht eingezeichnet sind und wir müssen unsere schwer beladenen Räder öfter mal schieben.
Tag 11 Allensbach nach Fließhorn 29 km
Heute passieren wir wieder Konstanz zum Glück wieder ohne kontrolliert zu werden, die Grenzer winken uns freundlich durch. Wir steuern unser Übernachtungsziel an und fahren zurück zur Insel Mainau schlendern über die Insel und sind fasziniert vom Schmetterlingshaus und seiner Artenvielfalt.
Tag 12 Fließhorn nach Unteruhldingen 50 km
Heute steht uns die Königsetappe bevor, die Karte verspricht viele lange und schwere Anstiege und das sind leider keine leeren Versprechungen. Gleich nach Fließhorn geht es schon los mit den Steigungen in Wallhausen füllen wir noch mal unsern Energiehaushalt auf.Und bekommen zusätzlich von der Ladenbesitzerin noch eine Eisspende die wir gerne annehmen. Schon der erste Anstieg ist so steil das meine Frau Hilfe beim schieben gerne annimmt. Aber irgendwann sind wir oben und genießen die Früchte unserer Mühen in einer langen Abfahrt runter nach Bodmann. Der letzte Abschnitt ist nicht der schönste der Bodensee liegt zwar meistens rechts von uns und ist zum Greifen nah aber die Aussicht wird vom Lärm und den vielen vorbeifahrenden LKWs und Autos getrübt mit denen wir uns die Bunderstrasse teilen müssen. Wir fahren zum Hafen von Überlingen und genießen dort ein leckeres Eis die Auswahl der Eisdiele ist riesig. Während wir unser Eis genießen werden wir von einer Dame angesprochen die uns vor wenigen Tagen in Roscharch gesehen hat und fragt ob wir alle wirklich um den Bodensee Gefahren sind was wir ihr nicht ganz ohne Stolz bestätigen. Wir setzen zum Schlussspurt an und schließen unser Reise abends auf dem Zeltplatz in Unteruhldingen ab. Der Bodensee entlässt uns mit einem herrlichen Sonnenuntergang und man könnte fast meinen wir waren in Italien. Vergessen sind die kalten, nassen und stürmischen Tage und zu Hause finde ich meinen Ausweis in meiner Regenjacke wieder die wir seit dem zweiten Tag in der Schweiz nicht mehr gebraucht haben. Bodenseeradweg
Start und Ende Unteruhldingen man kann diese Tour aber auch an jedem anderen Ort des Bodensees beginnen.
Anreise via Bahn von Deutschland am besten über Friederichshafen oder Lindau.
Länge: 350 km
Übernachtungen mit Kindern 8-10
Literatur Bodenseeradweg von der BVA ISBN-10:3-87073-275-X
Profil Hügelig
Ausrüstung: Ein Tandem mit Kiddykrankset hinten dran BoB Ibex für den Hund
Ein Reiserad mit BoB Yak
Ein 26“ Kinderrad
Zwei 24“ Kinderräder
+ viele wasserdichte Packtaschen