Radreisebericht 2012 entlang der Nordseeküste der Niederlande NSCR
Tag 1: Hoek van Holland nach Brederode 77 km 11.08.12
Heute sind wir gegen Mittag 13.30 Uhr gestartet.
Gute Freunde von uns haben uns in der Nähe von Hoek van Holland abgesetzt und werden unser Auto + Anhänger an unserem Zielort abstellen. Wir radeln zuerst durch die gläserne Stadt, die wird so genannt, weil es hier von Glasgewächshäusern nur so wimmelt. Wir fahren weiter durch schöne Dünenlandschaften,streifen Den Haag und machen kurz hinter Den Haag eine verspätete Mittagspause. Wir kommen auch durch so wenig schöne Touristen-hoch-burgen wie Zaandvoort und Nillstande, letzere hält aber ein besonderes Erlebnis bereit. Es findet dort ein Umzug mit blumen-geschmückten Wagen statt.
Was erst mal bedeutet, dass wir Stellenweise schieben müssen, weil hier alles so busy ist. Dann schaffen wir es uns vor die Fahrzeuge auf die Straße zu mogeln, nach der nächsten Kurve werden wir dann von den wartenden Zuschauern mit einem Applaus bedacht. Einige in der Familie finden das angenehm, anderen ist es eher ein wenig peinlich. Letztendlich haken wir es als besonderes Erlebnis ab. Wir haben heute wenig Zeit für Sightseeing weil wir heute noch in Bloomental am Zee ankommen wollen dort gibt es 3 Campingplätze und wir gehen davon aus das wir auf einem Platz finden werden. Leider hat sich ganz Amsterdam und Umgebung entschlossen dieses Wochenende ans Meer zu fahren. Was zur Folge hat, das es keinen Platz mehr gibt für die Cycling Family. Ein weiteres Problem ist unser fellknäuliges Gepäck im BoB, denn Hunde sind hier auf keinem Platz gestattet. Tja nun ist guter Rat teuer, auch Nachfragen, bei einigen Niederländern führt zu keiner Lösung. Die Empfehlungen reichen von Wildkampen bis dahin, noch 25km weiter zu fahren. Aber leider ist es schon sehr spät und Hunger haben wir auch. Also rollen wir vorerst Ziel- und Planlos weiter. Nach über 75 Km zeichnet sich endlich eine Lösung ab, die wir angehen wollen, ein Reiterhof. Ich klingel an der Tür und Frage ob wir für 1 Nacht unsere Zelte bei ihnen aufschlagen dürfen. Was uns auch nach kurzer Rücksprache mit der Frau des Hauses gestattet wird. Wir haben eine ganze Wiese für uns alleine, eine Toilette und fließendes warmes und kaltes Wasser. Mehr brauchen wir ja auch nicht, schnell stehen die Vaude Zelte und wir sinken, nach dem es um 21.15 endlich auch noch was zu essen gegeben hat, müde in unsere Schlafsäcke. Begleitet von dem Schnauben der Pferde um uns herum.
Tag 2 : Brederode nach Sint Maatenzee 65km 12.08.12
Der Tag fängt vielversprechend an, wir starten gegen 9.00 Uhr und verabschieden uns von unseren Gastgebern. Wir wollen ein wenig für die entstandenen Unkosten aufkommen, aber das will der gute Mann gar nicht, der uns so spontan aufgenommen hat. Er sagt er sei froh, dass er uns helfen konnte. Wir einigen uns dann darauf, dass wir nicht für die Übernachtung bezahlen sondern einfach den Kindern ein Eis spendieren. Das wird dann schweren Herzens so akzeptiert. Danach steht eine kurze Fährfahrt in Velsen an. Wir folgen der Beschilderung und werden leider über Wijk an Zee gelotst, was uns eine, am Sonntag willkommene, Einkaufsmöglichkeit und ein paar Zusatzkilometer beschert. Danach geht es dann wieder durch diese wirklich sehr schöne Dünenlandschaft mit ihren sanften Hügeln , was dann natürlich auch ein ständiges auf und ab zur Folge hat. Aber wir fahren durch herrliche Naturreservate vorbei an braunfelligen Longhorn Rindern und Wildpferden auch müssen wir eine 10%ige Steigung hoch. Also sind die Niederlande doch nicht so Topfflach wie in Deutschland angenommen wird. Heute ist hier auf den Radwegen wirklich unheimlich viel los. Was die Sache etwas unangenehm macht sind die Kollegen aus der Rennradfraktion, die sich immer wieder durch die anderen Radler durchschlängeln. Dann müssen wir unsere gute Magura HS33, doch öfter benutzen als uns das lieb ist. Außerdem vermisse ich am Tandem unsere Rohloff-Schaltung die ich sonst an meinem Patria Terra fahre. Aber in den Genuss kommt unser Großer, Korrektur unser ältester denn Timo ist mittlerweile etwas größer. Der Wind kommt wie auch gestern schon von vorne. Nach 55km steuern wir den ersten CP an. Leider nimmt der wieder keine Wuschels/Hunde auf aber die Dame an der Rezeption empfiehlt uns einen anderen Platz 10km weiter. Sollte der voll sein sagt sie, dürfen wir wieder kommen für eine Nacht ließe sich eine Lösung finden. Aber wer fährt schon freiwillig noch einmal 10Km zurück? Aber immerhin eine nette Geste. Die Landschaft hat sich geändert von leicht hügeliger Dünenlandschaft auf Flache weite Ebenen, wo du heute schon sehen kannst wer morgen zu Besuch kommt. Der empfohlene Platz hat aber etwas frei für uns und Diego ist auch willkommen.
Tag 3: Sint Maartenzee nach Den Oever 43 km 13.08.12
Heute bestehen die Niederlande für uns aus einer einzigen Steigung, weil der Wind uns den ganzen Tag über ungefiltert von vorne entgegen pustet zeitweise wird unser Tempo auf 10-12km/h gedrosselt. Heute haben wir eigentlich den Afsludijk (Abschlußdeich) vor uns 30km durch die Nordsee, die durch diesen Deich vom Ijseelmeer getrennt wird. Also beschließen wir in Den Oever auf dem CP zu übernachten weil wir jetzt schon ziemlich müde sind. Es gibt dort laut unserer Karte 2 Plätze aber der erste ist irgendwie nicht zu finden und der zweite ist geschlossen. Aber wir rollen auf den Hof, weil gerade eine Frau aus dem Haus kommt. Wie sich herausstellt die Besitzerin. Wir unterhalten uns einen Moment, ich erzähle vom Gegenwind und unserer Reise. Erst will sie uns 8 Km zurück fahren lassen. Denn sie sagt eigentlich nimmt sie keine Gäste mehr. Ich weiß nicht ob ihr das kennt, aber wenn jemand sagt eigentlich, dann merkt man immer da gibt’s noch eine Option, das dann manchmal doch etwas geht. Außerdem haben wir ja den Familienbonus, denn einen gut durchtrainierten Radreisenden Soloradler schickt man bestimmt schneller wieder weg, als eine Großfamilie mit so einem niedlichen Wuschel. Fazit unseres Gesprächs ist, das wir eine Nacht bleiben dürfen und einen gaaaaaaaaaaaaaaanzen Campingplatz, der bestimmt einmal sehr schön war, für uns alleine haben. Außerdem haben wir eine warme Dusche also alles sehr schön. Später fahren Timo, Fabio und ich einkaufen. Das ist etwas das ich auf unseren Touren immer sehr genieße, wir machen alles zusammen, im Supermarkt wird dann gemeinsam entschieden was abends auf den Tisch kommt. Außerdem wird verhandelt was wir uns den besonderes gönnen. Als wir aus dem Laden kommen hat sich der Wind gedreht. Also gute Aussichten für Morgen. Abends kochen wir dann zusammen. Wir haben eine ruhige Nacht, denn hier gibt es außer uns keinen der früh morgens den Reißverschluss hoch zieht.
Tag 4 von den Oever nach Harlingen 43 Km 14.08.12
Leider hat der Wind über Nacht wieder gedreht, so dass wir heute wieder starken Gegenwind haben.
Es geht jetzt über den 30,5km langen Afslutdijk. Die Strecke ist recht monoton, links ist eine autobahnähnliche Bundesstraße und von der Nordsee sieht man nur selten etwas. Hier machen wir unser traditionelles Gruppenfoto und natürlich auch eine Pause zum verschnaufen. Lieber Leser weißt Du was ein Windbreaker ist? Ein Windbreaker, klar ist eine Jacke die den Wind vom Körper weghält. Auf dieser Tour habe ich Windbreaker ganz anderer Art, früher musste ich für meine Söhne immer den Frontmann machen bei Gegenwind, damit sie in meinem Windschatten fahren konnten. Das schöne ist das ich da jetzt etwas davon Zurück bekomme. Das ist z. B. einer meiner Windbreaker. Aber die wechseln und heißen Marco, Timo oder Nico. Es gibt vom heutigen Tag wenig zu berichten außer, dass wir uns kurz Fragen ob wir in der Schweiz gelandet sind, weil wir einen Ort passieren der Zurich heißt. Wir kämpfen uns gegen den Wind an und beschließen dann in Harlingen Schluß zu machen für heute. Es ist sehr heiß, so um die 30° so bauen wir unsere Zelte auf und unser neues Vaude Tarp und legen uns in den Schatten. Vorher haben wir noch genug Getränke eingekauft also bleibt Zeit zum Vorlesen. Auf diese Tour ist, das Schiff der Abenteuer von Enid Blyton dran, und Chillen.
Tag 5 von Harlingen nach Holwerd 57 km 15.08.12
Heute genießen wir besonders die Städte zum einen weil wir wirklich schöne Orte passieren, wie Harlingen, Saint Jacobiparochie
und Oudebildtzijl aber auch weil wir in den Städten für den Wind eine nicht so gute Angriffsfläche bieten. Da bleibt leider für die Schönheiten am Wegesrand kaum ein Auge über. Der Wind ist so stark das er unsere Geschwindigkeit zeitweise auf 8km/h drückt, das ist die Hälfte des Tempos was wir hier sonst fahren könnten oder noch weniger. Also stemmen wir uns den ganzen Tag kräftig dagegen. Lydia hat schon seit 2 Tagen Knieschmerzen im rechten Knie und wir hoffen wir können morgen weiter fahren. Es wird ein Schmerzgel aufgetragen und ein Verband angelegt und dann schlafen wir eine Nacht darüber. Beim Verwalter erkundige ich mich ,wie sich das denn so mit den Windrichtungen hier in den Niederlanden verhält. In unserer Karte steht wenn man im Südwesten startet, hätte man gute Aussichten auf Rückenwind. Bisher leider Fehlanzeige. Ja sagt der Verwalter in den Niederlanden hätte man eigentlich nur zwei Optionen entweder Westwind und Regen oder Ostwind und schönes Wetter. Hört sich für uns so ein wenig an, wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aber eigentlich wäre schon meistens Westwind.
Tag 6 von Holwerd nach Uithuizen 74 km 16.08.12
Als erstes machen wir uns morgens ein Bild von Lydias Knie, aber dem geht es ganz gut. Sie ist schmerzfrei und sagt wir können alle weiter fahren. Dann straft das Wetter unseren Platzwart ein bisschen Lügen. Denn heute ist das Wetter schön und wir können es erst kaum glauben, wir haben tatsächlich Rückenwind, außerdem hat Diego hier mal wieder die Möglichkeit lange Strecken neben dem BoB her zu laufen.
Also heute das erste Mal Gefälle in den Niederlanden die letzten Tage hatten wir ja nur Steigungen mit bis zu 10% (natürlich durch den Gegenwind).Heute fahren wir mal wieder zwischen den Meeren den es geht über einen Deich der die Nordsee vom Lauwersmeer trennt. Dann stehen wir das erste mal vor einer Brücke die hoch geklappt wird, so dass die Schiffe ins Lauwersmeer fahren können. Was soll man heute sagen es läuft rund und es gibt eigentlich über gute Tage meist wenig zu berichten. Durch den Rückenwind entscheiden wir uns spontan in Warftum noch bis zum nächsten CP in Uithuizen weiter zu fahren. Das ist dann ein Naturcampingplatz am besten einmal die HP besuchen, wenn alle Plätze so sind können wir das sehr empfehlen (www. Natuurkampeerterreinen.nl). Alles sehr schön an einem alten Gutshaus gelegen.
Tag 7 von Uithuizen nach Emden/Ihlow 55km 17.08.2012
Heute brechen wir zeitig auf denn dadurch, dass wir die Strecke vor dem Abschlußdeich aufgeteilt haben, fehlt uns ein Tag und wir haben am Samstag eine Einladung zu einem 50. Geburtstag.
Natürlich haben wir heute wieder Gegenwind, wäre auch zu schön gewesen. Aber Marco als der älteste spannt sich vorne vor und bricht durch den Wind (Windbreaker 😉 ). Wir kommen in Defizil um 11.40 an. Die Fähre ist aber leider ohne uns schon um 11.00 Uhr gefahren. Das wäre ja auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn die nächste Fähre nicht erst um 16.15 fahren würde. Naja, also setzen wir uns in Strandnähe in den Schatten eines Bürogebäudes und schlagen die Zeit mit Schlafen, Spielen oder Music hören tot.
Um 16.00 Uhr sind wir dann wieder am Hafen und müssen bis 16.30 warten bis die Fähre kommt. Aber diese Fähre hält dann noch ein besonderes Bonbon bereit (wenn auch ein bitteres). Denn ich glaube wir sind wirklich alles oder fast alles an Fähren gefahren, was es zwischen Bergen in Norwegen und Hoek van Holland in den Niederlanden gibt. Aber dies ist die erste Fähre wo wir unsere Räder komplett abpacken müssen. Aber irgendwann ist alles verstaut und wir genießen die Überfahrt nach Emden. Als wir unser Gepäck dann in Emden wieder an die Räder packen,
gibt es noch einen kurzen Schwatz mit dem Käptain und dann fahren wir Richtung Ihlow. Als dann in Emden die Schranke unten ist, treffen wir einen netten Emdener der uns kurz entschlossen durch Emden lotst und uns auf den richtigen Weg nach Ihlow bringt. Das scheint hier alles sehr Familiär zu sein, Emden hat so etwas von einem großen Dorf, ein freundliches Hallo hier, ein kleiner Schnack da. Oder unser Guide ist Stadt bekannt. Das bringen wir leider nicht in Erfahrung. Es sind noch gut 23 Km bis wir an unserem Auto sind. Dadurch, dass wir so viel Zeit verloren haben wegen der Fähre sind wir erst gegen 20.00 Uhr an unserem Auto. Wir packen schnell alles ein, bedanken uns für das Carsitting und essen Abendbrot in dem Restaurant mit dem goldenen Arc. Um 1.30 Uhr fallen wir dann müde in unsere Betten und behalten die Niederlande als ein Land mit freundlichen Menschen und viel Gegenwind in Erinnerung.